Ausgrabungen in der bandkeramischen Siedlung von Borschemich, Flur Schwarzenberg/Tagebau Garzweiler
Grabung der bandkeramischen Siedlung mit Erdwerk, Flur Schwarzenberg bei Borschemich, Kr. Heinsberg, FR 2017/0052 (01-06 2018)
Gefördert durch die Stiftung Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier
Mit den Ausgrabungen in der bandkeramischen Siedlung von Borschemich, Flur Schwarzenberg konnte eine Fundstelle im Bereich der nördlichen Peripherie der rheinischen Bandkeramik großflächig erfasst und untersucht werden. Sie weist mehrere Besonderheiten auf, die eine Grabung der Fundstelle vor ihrer Zerstörung durch den Braunkohletagebau dringend geboten. Hierzu gehört zum einen die Lage in der nördlichsten Siedlungsgruppe der rheinischen Bandkeramik, zu der bislang keine weiterführenden Informationen vorliegen. Die Lage an der nördlichen Peripherie warf zudem Fragen zur Einbindung dieser Siedlung bzw. der ganzen Siedlungsgruppe in die regionalen und überregionalen Versorgungs- und Kommunikationsnetzwerke auf. Auch mögliche Kontakte in die Region nördlich der Lössgebiete und damit in die von Wildbeutergruppen besiedelten Gebiete sind hier in Betracht zu ziehen. Schließlich konnte im Bereich der Siedlung ein Erdwerk dokumentiert werden, das aufgrund des Magnetogramms dem Typ Langweiler zugerechnet werden kann (Abbildung 1). Diese kleinen, für die westliche Bandkeramik typischen Anlagen sind in der Regel charakterisiert durch das Fehlen einer Innenbebauung. Es sind jedoch einige wenige Ausnahmen bekannt, für die eine zeitgleiche Innenbebauung nachgewiesen ist (zum Beispiel FR 141). Wie der Magnetplan zeigt, weist auch der Innenraum der Anlage in der Flur Schwarzenberg einen Hausgrundriss auf. Im Zuge der Grabungen sollte daher geklärt werden, inwieweit beide Befunde zeitgleich datieren.
Die Untersuchung der genannten Fragen erfolgte im Rahmen einer achtwöchigen Lehrgrabung durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte (Professur für Jüngere Steinzeiten) der Universität zu Köln (Februar/März 2018).
Insgesamt konnten 6 Hausgrundrisse dokumentiert werden, wobei nicht letztgültig geklärt werden kann, ob damit die vollständige Siedlung erfasst wurde. Als Besonderheit ist die Dokumentation mehrerer Pfostenstandspuren mit dicht gepackter Rotlehm- und Holzkohle-Verfüllung zu werten, die möglichst sorgfältig dokumentiert wurden (Abbildungen 2 und 3). Zum einen geben sie Anlass über die Biographie bandkeramischer Häuser nach deren Aufgabe nachzudenken (Abriss oder Abbrennen). Zum anderen lässt die geplante Untersuchung des Rotlehms im Hinblick auf Lehmzusammensetzung und Brenntemperatur hoffen, weiterführende Aussagen zur ehemaligen Lauffläche bandkeramischer Häuser zu gewinnen, die bislang fehlen. Schließlich konnten weitere und noch laufende Untersuchungen im näheren und weiteren Umfeld der Siedlung durch das LANU-Projekt weitere bandkeramische Fundstellen identifizieren, so dass nunmehr im Bereich der Köhm-Rinne mit einer bislang unbekannten bandkeramischen Siedlungskammer zu rechnen ist (Abbildung 4).