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Forschungsstelle Reitia

Die religionsarchäologische Forschungsstelle "Reitia" bildet eine Abteilung des Institutes für Ur- und Früh­ge­schich­te der Uni­ver­si­tät zu Köln. Sie beheimatet das von Prof. Dr. H.-W. Däm­mer ge­lei­te­te DFG-Projekt "Das venetische Reitia-Heiligtum von Este-Baratella".
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Abb. 1: Die Lage von Este. (Riemer 2005, Abb. 1)
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Abb. 2: Karte von Es­te mit den 1882 bekannten Fundstellen. Der Pfeil markiert das Reitia-Heiligtum (aus: Chieco Bianchi 2002, Fig. 38).
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Abb. 3: Bodenanomalien und Flächenplan der Ausgrabungen 1987–1991 (Riemer 2005, Abb. 3).
DFG-Projekt

"Das ve­ne­ti­sche Rei­tia-Hei­lig­tum von Es­te"

Der Fund­platz des Reitia-Hei­lig­tums liegt etwa 1 km süd­öst­lich des Zent­rums von Es­te, in der nord-italie­nisch­en Region Ve­ne­tien (Prov. Padua) (Abb. 1).

Die Stadt Es­te liegt am süd­lich­en Fuß der Eu­ga­neisch­en Hügel, die sich bis 600 m aus der Poebene erheben. 12 km süd­lich von Es­te ver­läuft heu­te die Etsch in Richtung der Adria,  jedoch noch in rö­misch­er Zeit ver­lief der Fluss, oder einer seiner Neben­arme, mitten durch das Stadt­zen­trum von Es­te. Der Ort lag also während der fast eintausendjährigen Geschichte des Reitia-Heiligtums an einer der Hauptrouten, die etschaufwärts die griechisch-etruskischen Küstenstädte Adria und Spina und das Gebiet um das etruskische Bologna mit dem inneralpinen Raum und der Zone nordwärts der Alpen verband. Das Heiligtum selbst lag auf einer Sanddüne direkt am Fluss, in einer verkehrsgeographischen Schlüsselposition, am Nordrand der weiten Lagunenlandschaft der Poebene mit ihren sich bei Hochwasser regelmäßig verändernden Flussläufen und Sümpfen.

Wie zahl­rei­che an­dere Fund­stel­len im Ge­biet von Es­te, wurde auch der Fund­platz des Reitia-Hei­lig­tums be­reits am En­de des 19. Jahr­hun­derts ent­deckt (Abb. 2). 1880 wurden bei der An­lage ei­nes Drai­na­ge­gra­bens auf dem Fondo Ba­ra­tel­la erste Fun­de ge­bor­gen. In der Fol­ge­zeit barg der Grund­be­sitzer Ba­ra­tella, leider ohne jegliche Dokumentation, ins­ge­samt etwa 14.000 archäo­lo­gische Fun­de, die fast vollständig vom örtlichen Museum angekauft wurden und im heutigen Nationalmuseum Este ausgestellt und archiviert sind. Unter den ge­bor­ge­nen Ge­gen­stän­den von einzigartiger Bedeutung, dem größten Votivkomplex dieser Zeit in Italien, befin­den sich auch Fun­de mit Weihe­in­schrift­en, die bezeugen, dass das Heiligtum einer lokalen Göttin namens Reitia ge­weiht war, die als Göttin des Flusses, der Furt, des Handels Bedeutung hatte und bei deren Verehrung die Verwendung von Schrift eine besondere Bedeutung zukam. In röm­isch­er Zeit wurden die Reitia-Kulte durch die Ver­ehrung der Mi­ner­va er­setzt oder er­gänzt.

Ziel des 1987 begon­nen­en und von der Deutschen For­schungs­ge­mein­schaft ge­för­der­ten Pro­jekt­s war­ es, einen Beitrag zur Frage der Entstehung prähistorischer Heiligtümer in der randmediterranen Zone zu liefern. Im Reitia-Heiligtum von Este, dem größten sakralen Komplex dieser Zeit, bot sich die einmalige Gelegenheit zur vollständigen Auf­ar­bei­tung eines 14.000 Objekte umfassenden Alt­fun­dbestands. Gleichzeitig konnten durch eine moderne Ausgrabung gesicherte Hinweise auf die Baustruktur und Ausstattung des Heiligtums und deren Wandel im Laufe der Jahrhunderte gewonnen werden.

Vor Be­ginn der Aus­grabung­en wurde im Jahr 1986 eine geo­magnet­ische und geo­elek­trische Pro­spektion auf dem Ge­lände durch­ge­führt. Im Er­geb­nis zeig­ten sich in mehr­er­en Ber­eich­en Anoma­lien, die auf das Vor­handen­sein von Be­fun­den und Ge­bäude­res­ten im Boden schlie­ßen ließ­en. Ent­sprech­end die­ser Un­ter­such­ungs­er­geb­nis­se wur­den in den Jahr­en 1987 bis 1991 zusammenhängende Gra­bungs­flächen angelegt, die den heiligen Bezirk von seiner Nord- bis zur Südseite erschlossen (Abb. 3). Neben zahlreichen bedeutenden Befunden, wie einer Reihe von Aschenaltären, denen ein römischer Langbau von 70 m Länge folgte, wur­den mehr als 5000 Neu­fun­de ge­bor­gen, die eine Nutzung des Hei­lig­tums vom 7. Jh v. Chr. bis in das 4. Jh. n. Chr. be­legen.

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