Kontextualisierung des Neolithikums in der Ebene von Korça (Albanien) (2022-2024)
Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität zu Köln (Dr. Jana Anvari)
Department of Prehistory, Institute of Archaeology at the Academy of Albanological Studies, Tirana (Dr. Edlira Andoni)
Anthropology Department, University at Buffalo (Dr. Patrick Willett)
Ziel des Projektes
Die Korça-Ebene ist ein kleines, fruchtbares gebirgsumschlossenes Becken im Südosten Albaniens. Basierend auf dem derzeitigen Wissensstand stellen neolithische Fundstellen der Korça-Ebene die frühesten bäuerlichen Kulturen Albaniens dar, welche ab ca. 6450 v. Chr. datieren. Diese Region ist daher von entscheidender Bedeutung für den noch lückenhaften Wissensstand zur Jungsteinzeit Neolithikum) Albaniens und Südosteuropas. Obwohl es die am besten erforschte Region für das Neolithikum Albaniens ist, ist diese Periode in der Korça-Ebene und in Albanien im Allgemeinen deutlich weniger gut erforscht als in anderen Regionen Südosteuropas. Neben anderen Wissenslücken ist derzeit unklar, welche Größe und interne Struktur die Siedlungen der Korça-Ebene aufwiesen, da sowohl geophysikalische Untersuchungen als auch groß angelegte Ausgrabungen auf Grundlage moderner Ausgrabungstechniken fehlen. Außerdem wurden sie noch nicht im landschaftlichen Kontext untersucht, d.h. die die Beziehung der Siedlungen untereinander sowie zu Landschaftsformen. Durch die Schließung dieser Forschungslücken trägt dieses Projekt zum Gesamtverständnis der Entstehung und der nachfolgenden Entwicklung des Neolithikums in Südosteuropa bei.
Ziel des Projektes ist es, ein erstes Verständnis von der Größe, Struktur und des Landschaftskontextes neolithischer Siedlungen in der Ebene von Korça zu erlangen. Im Zuge des Projektes wird die erste systematische geomagnetische Untersuchung neolithischer Fundstellen in Albanien durchgeführt, sowie die erste systematische Untersuchung von Siedlungsgröße und -struktur im Neolithikum Albaniens. Konkret zielt das Projekt darauf ab, die Größe von Siedlungsplätzen zu bestimmen, einen Überblick über ihre Struktur zu gewinnen und zur Datierung ihrer Besiedlungsphasen beizutragen. Das Projekt soll zudem zu einem verbesserten rechtlichen Schutz neolithischer Fundstellen beitragen, basierend auf neuen Erkenntnissen zur Siedlungsgröße und -struktur.
Feldarbeiten
In zwei Feldkampagnen 2022 und 2023 werden im Zuge dieses Projektes bekannte neolithische Fundstellen untersucht sowie Surveys durchgeführt. Das erste Arbeitsmodul konzentriert sich auf geomagnetische Untersuchungen an einer Auswahl bekannter neolithischer Fundplätze in der Ebene von Korça. Zur Vorbereitung der geomagnetischen Prospektionen führen wir systematische Oberflächenbegehungen durch, insbesondere auch an neolithischen Fundstellen, die in der Literatur erwähnt werden, aber bisher wenig erforscht sind. Nach der geomagnetischen Untersuchung werden einige Fundorte durch Sondagen weiter erforscht. Der Zweck der Sondagen besteht zum einen darin, stratifiziertes datierbares Material (Radiokarbonproben, Keramik) zu erhalten, um zur Datierung der Fundstellen beizutragen; sowie durch „ground-truthing“ die durch Geomagnetik erkannten und interpretierten Strukturen zu bestätigen.
Im zweiten Modul führt dieses Projekt intensive Vermessungen in den gebirgigen Landschaftsbereichen rund um den nördlichen Teil der Korça-Ebene durch. Obwohl Überreste aus allen Epochen dokumentiert werden, werden wir insbesondere nach potentiellen neolithischen Fundstellen suchen. Obwohl ein großer Teil Südosteuropas und insbesondere Albaniens gebirgig ist, wird das Neolithikum der Bergregionen selten im Detail untersucht und unser Projekt soll dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen.
Dieses Projekt wird finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Fördernummer 497045244).
Twitter: @KorcaNeolithic