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Dental microwear Untersuchungen an neolithischen Wiederkäuern und Schweinen aus Südostdeutschland

Nadine Nolde

Fritz Thyssen Stiftung, Antrag Az. 20.20.0.034AA

Im Mittelneolithikum (ca. 5000-4500 v. Chr.) kommt es zu einer Aufsiedlung von vergleichsweise weniger attraktiven Standorten für den Ackerbau in den Mittelgebirgen. Als Grund wird u.a. eine Ausweitung der Viehwirtschaft in Betracht gezogen. Mittelneolithische Faunenfunde, die Informationen dazu liefern könnten, sind jedoch vergleichsweise selten. Unklar ist ob, und wenn ja inwieweit die Erschließung neuer Gebiete auch die Beweidungsstrategie für das Vieh beeinflusst hat, ob sich die Nahrungsversorgung der verschiedenen Arten veränderte und ob sich Unterschiede in der Fütterung und Haltung von Haustieren verschiedener Haltungsziele (z. B. Fleisch- vs. Milchnutzung) oder zwischen unterschiedlichen Weidegründen (z. B. Niederungen vs. Hochlagen) im Vergleich zum Frühneolithikum vollzogen haben. Antworten auf diese Fragen können sogenannte Dental-Microwear-Analysen an den Zähnen von Wiederkäuern und Schweinen liefern. Durch den Kauvorgang während der Nahrungsaufnahme entstehen in Abhängigkeit zur Härte, dem Silikatanteil und der Beschaffenheit der Nahrung mikroskopisch kleine aber spezifische Texturen wie Gruben, Facetten, Kerben oder Rillen auf der Okklusalfläche der Zähne. Durch die Form, Ausprägung und Verteilung dieser Texturen lassen sich so Rückschlüsse auf die Nahrungszusammensetzung der letzten Lebensmonate eines Individuums herleiten (z. B. grasend, äsend, blätter- oder fruchtfressend). Die Pilotstudie „Dental microwear analysis in Neolithic ruminants and pigs from Southeast Germany“ dient dem Erlernen der Methode und der Beantwortung einiger der oben genannten Forschungsfragen. Dazu werden von bis zu 100 Zähnen mittelneolithischer Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine aus süddeutschen Fundstellen (Künzig-Unternberg, Regensburg-Bajuwarenkaserne, Ippesheim und Hopferstadt) unter der fachlichen Anleitung von Dr. Ingrid Mainland am Archäologischen Institut der University of the Highlands and Islands am Orkney College in Schottland Replikate der Okklusalfläche für eine microwear-Analyse angefertigt und in Kombination mit den klassischen archäozoologischen Methoden durch Nadine Nolde untersucht. Die Studie soll nicht nur detailliertere Einblicke in die Ernährung, Haltung und Nutzung von Vieh in diesen Fundstellen erbringen, die Ergebnisse bilden zudem den Grundstock für weiterführende Untersuchungen (dental-microwear, Histologie und klassische Archäozoologie), die ab 2024 im Rahmen des Projektes „Diversifizierung und Wandel – Untersuchungen zu Besiedlung und Landwirtschaftspraktiken im 5. Jt. v. Chr. im zentralen Mitteleuropa“ durchgeführt werden sollen (Siehe Diversität und Wandel - Archäozoologie).