Archäobotanik – Untersuchungen an Makroresten des 5. Jt. v. Chr. in den mitteleuropäischen Altsiedellandschaften
Tanja Zerl, Astrid Röpke
Im Verlauf des 5. Jt. v. Chr. zeichnen sich deutliche Veränderungen im Kulturpflanzenanbau ab. Die mittelneolithischen Bauern kultivierten neben Spelzweizen (Emmer und Einkorn) nun ebenfalls Nacktgerste und Nacktweizen. Bei den Nacktweizen ist sowohl der hexaploide Saatweizen als auch – im westlichen Mitteleuropa – ab dem 46. Jh. v. Chr. der tetraploide Hart-/oder Rauweizen belegt (Abb. 1); letzterer stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wird im nachfolgenden 4. Jt. v. Chr. vor allem im zirkumalpinen Raum angebaut.
Die Einführung neuer Getreidearten bedeutete u.a. eine Arbeitsersparnis bei der Getreideverarbeitung sowie mehr Flexibilität im Ackerbau (z.B. Sommer- und Winteranbau). Trotz dieser Neurungen liefert die belegte Unkrautflora bisher keine eindeutigen Hinweise, dass sich Anbaubedingungen und Ernteverfahren im Vergleich zum Frühneolithikum geändert haben.
Wichtige Fragen innerhalb des Projektes sind u.a., wann und wie sich diese Neuerungen im Kulturpflanzenanbau im Verlauf des 5. Jt. v. Chr. etabliert haben. Geschah dies gleichzeitig und mit welchen Charakteristika? Wurde auch in anderen Regionen (als im westlichen Mitteleuropa) der tetraploide Nacktweizen eingeführt? Können durch eine genauere Betrachtung des Unkrautspektrums sowie durch Isotopenanalysen an Getreide Hinweise auf eine Veränderung der Anbaubedingungen gefunden werden?
Durch eine enge Verzahnung mit den im Projekt verankerten Disziplinen sollen ferner übergeordnete Aspekte geklärt werden. Dazu zählen Zusammenhänge zwischen Umweltbedingungen und Anbauspektrum/Agrartechnik, Ackerbau und Viehzucht, Klima und genutzte Bodenart.
Um diese Fragen repräsentativ beantworten zu können, werden archäobotanische Fundkomplexe aus unterschiedlichen Regionen Mitteleuropas analysiert (Abb. 2): In der ersten Projektphase sollen zunächst Daten aus Fundstellen des Rheinlandes/Westfalens sowie Mainfrankens neu erhoben bzw. zusammengetragen und detailliert ausgewertet werden; in einer zweiten Projektphase sind diese Arbeiten auch für die hessische Wetterau geplant.