Vegetationsgeschichte zum 5. Jt. v. Chr. in den mitteleuropäischen Altsiedellandschaften
Hanna Lindemann, Astrid Stobbe
In den Pollendaten lassen sich erste markante Vegetationseingriffe in den Gunsträumen der Altsiedellandschaften mit der Bandkeramik erkennen, die sich scheinbar bis zum Jungneolithikum kaum verändern. Dennoch gibt es Anzeichen, dass die im Jungneolithikum fassbare Ausweitung der Nutzungsgebiete und damit einhergehende Umgestaltung der Vegetation ihre Anfänge bereits im Mittelneolithikum nahmen. So ist in der nördöstlichen Wetterau und ihren Randlagen ab 5000/4800 v. Chr. eine Abnahme von Linde und Kiefer sowie eine Zunahme der Nichtbaumpollen zu beobachten, was die Ausweitung der Siedlungsaktivitäten in zuvor ungenutzte Gebiete in den Randlagen zeigt. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit diesen Entwicklungen fehlt in den mittelneolithischen Kernlandschaften in Hessen, Mainfranken und im Rheinland aber bisher. Zwar sind zahlreiche Pollenarchive in den letzten Jahrzehnten ausgewertet worden, doch wurde das Mittelneolithikum aufgrund abweichender Fragestellungen dabei zumeist ausgeklammert oder die zeitliche Auflösung ist nicht ausreichend. Zudem fehlen für eine feinstratigraphische Auflösung häufig absolute Datierungen. Auch geochemische und sedimentologische Analysen wurden nur rudimentär durchgeführt und die Auswertung der Mikroholzkohlen als Hinweis auf Brände, die v.a. hinsichtlich der Frage nach slash‐and‐burn‐Praktiken von Bedeutung ist, wurde kaum genutzt. Die Identifizierung von non‐pollen‐palynomorphs (NPP) u.a. als Informationsquelle für Viehhaltung (koprophile Pilzsporen) oder Erosionsereignisse (Glomus) war teilweise noch unbekannt. Prinzipiell sind die bekannten Archive (Abb. 1 und 2) aber hervorragend für weiterführende Auswertungen geeignet und bieten für die hier angestrebten Untersuchungen die Grundlage. Im Rahmen des Projekts werden sie z. T. erneut gebohrt und im Hinblick auf den neuen Schwerpunkt mit allen derzeit zur Verfügung stehenden Methoden hochauflösend ausgewertet.